Online-Vortrag aus Mönchengladbach : Lessings „Nathan“ aus ungewohnten Perspektiven

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Foto: Jana Bauch (jaba)

Gotthold Ephraim Lessings „Nathan“ ist ein Klassiker und wird gern auch im Abitur verwendet. Der Literaturwissenschaftlicher zeigte neue und aktuelle Seiten des Dramas auf.

Von Katrin Schelter

Nach langer Corona-Pause startete der Wissenschaftliche Verein mit dem Vortrag „Lessings ‚Nathan der Weise‘: Toleranz und Vorsehung auf dem Theater“ via Zoom in eine Online-Reihe. Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“ – eines der Standardwerke der deutschen Literatur, im Nationalsozialismus verpönt, erlebte in der Nachkriegszeit ein Comeback und ist immer wieder Teil des Abiturkanons. Das Theaterstück wurde so oft behandelt, dass manche behaupten, dem Stück sei nichts Neues mehr abzugewinnen.

Der Gladbacher Literaturwissenschaftler Dieter Liewerscheidt hielt jedoch mit seinem Vortrag dagegen. Er spürte der Frage nach, ob und inwiefern die im Mittelpunkt des Stückes stehende Verhaltensmaxime des Toleranzgedankens für interreligiöse Beziehungen zwischen Judentum, Christentum und Islam für heutige Verhältnisse und Auseinandersetzungen nützlich sei. Immerhin sei die Botschaft der Ringparabel geradevon höchster Aktualität. Liewerscheidt warf ein kritisches Licht auf die Motivation des Protagonisten und versuchte, Nathans Handlungen zwischen Selbstlosigkeit und kaufmännischem Eigeninteresse einzuordnen. Auch der konstruierte Aufbau der Handlung wurde von ihm auf den Prüfstand gestellt.

Liewerscheidt untersuchte Lessings Drama abseits ausgetretener Wege und eröffnete seinem Publikum sachlich, aber niemals trocken neue Perspektiven. Dabei bot sein Vortrag nicht nur etwas für eingefleischte Literaturfreunde, sondern auch für Laien boten seine Ausführungen frische Impulse.

Im kommenden Monat setzt der Wissenschaftliche Verein weiter auf Online-Vorträge: Claudia Weber doziert am Dienstag, 1. Juni, über den Hitler-Stalin-Pakt.

Quelle: RP