Kultur in Mönchengladbach : E.T.A. Hoffmann: Romantiker mit Aktualität

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Foto: Jana Bauch (jaba)

Von Sigrid Blomen-Radermacher

Den 1816 erschienenen „Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann vorweg noch mal gelesen zu haben, hätte das Verfolgen des Vortrags von Dieter Liewerscheidt etwas erleichtert. Der Germanist – bis 2010 Lehrer am Gymnasium Giesenkirchen – referierte jetzt eine knappe Stunde über das Thema „Fallstudie und Phantastik in E.T.A. Hoffmanns Erzählung ‚Der Sandmann‘“. Liewerscheidt darf profunde Kenntnisse allerdings voraussetzen: Schließlich trug er im Wissenschaftlichen Verein Mönchengladbach vor. Dieser öffnet sich mit den jährlich wiederkehrenden Literaturthemen bewusst einem jüngeren Publikum: E.T.A. Hoffmann gehört zu den Abiturthemen. Mehr als 20 angehende Abiturienten nutzten das Angebot des Vereins, um sich abseits der Schule über den deutschen Schriftsteller der Romantik zu informieren.

Die Erzählung bewegt sich zwischen Wahn und Wirklichkeit, zwischen Psychosen und Traumata, zwischen Schauerromantik und Satire. Ziel von Liewerscheidts Vortrag war es, anhand von Textstellen die Vielfältigkeit der Interpretationen aufzuzeigen und Bedenken gegen eine einseitige psychologische Lesart zu äußern. Es mag nicht sein vorrangiges Ziel gewesen sein, aber erreicht hat er es trotzdem: Mit seinem Vortrag belegte der Germanist – 200 Jahre nach Erscheinen des Werks – seine Aktualität und weckte den Wunsch bei den Zuschauern, den „Sandmann“ noch einmal zu lesen.

Quelle: RP