Forscherin warnt vor zunehmendem Rechtsextremismus

Vortrag in Mönchengladbach

Forscherin warnt vor zunehmendem Rechtsextremismus

Mönchengladbach · Beim Wissenschaftlichen Verein zeigte Professorin Beate Küpper von der Hochschule Niederrhein, wie sich ein rechtsextremistisches Weltbild immer weiter in der Gesellschaft verbreitet hat. Wie sie gegensteuern möchte und was das mit Unterricht in der Schule zu tun hat.

Was kann man tun? Diese Frage zum Abschluss der Veranstaltung mit Professorin Beate Küpper beim Wissenschaftlichen Verein Mönchengladbach machte deutlich, dass es durchaus die Bereitschaft gibt, sich zu wehren, zu kämpfen, sich einzusetzen für eine Staatsform, die inzwischen bei einigen aus der Mode gekommen ist: für die Demokratie. Die „Mitte“ in Deutschland gehe zunehmend in Distanz zur Demokratie, rechtsextreme Einstellungen seien um ein Dreifaches gestiegen, Rechtsaußen-Parteien erlebten Höhenflüge, gerade auch unter jungen Menschen, so der vom Wissenschaftlichen Verein formulierte Ansatz zu Küppers Vortrag „Die distanzierte Mitte: Rechtsextremismus und Demokratiegefährdung in Deutschland“.

Diese Entwicklungen sehen viele mit großer Sorge. Ist die Demokratie in Gefahr? Wie lassen sich Krisen adressieren, ohne dass sie zu einer Krise der Demokratie werden? Diese Fragen beantwortete die Professorin für Soziale Arbeit in Gruppen und Konfliktsituationen am Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach und dort stellvertretende Leiterin des Instituts SO.CON – Social Concepts. Zugleich stellte sie Befunde der repräsentativen Mitte-Studie 2022/23 zu Demokratie-Distanten und rechtsextremen Einstellungen in Deutschland und weiterer aktueller Studien zur Lage vor.

„Die da oben – wir da unten“, mit einer ebenso falschen wie aufwiegelnden Floskel versuchen rechtsextreme Kräfte, das demokratische System auszuhebeln. Sie schüren Ängste, wecken Emotionen und stellen sich gerne als Opfer dar. Schuld sind „die anderen“, zu leiden haben „wir“. Ob Kriege, Klima-Wandel, Migration, auch Antisemitismus – immer sind es die anderen, die das Falsche tun. Der Diskurs, die Auseinandersetzung, das Ringen um gemeinsame Lösungen als Merkmale des demokratischen Miteinanders werden nicht akzeptiert. Immer mehr Menschen driften ab in ein nationalistisches, rechtsextremistisches Milieu. Verstörend und befremdlich sei das Frauenbild dieses Milieus. Das „rechtsextreme Weltbild“, so Küpper habe sich von 2014 bis 2023 von 2,5 Prozent auf 8,3 Prozent der Bevölkerung manifestiert. Der Graubereich der Wankelmütigen sei von 16,8 auf 20,1 Prozent gestiegen. „Diese Menschen müssen wir abholen.“ Mit den Rechtsextremisten sei eine „intellektuelle Auseinandersetzung“ gar nicht möglich.

Die Auseinandersetzung mit dem demokratiefeindlichen Rechtsextremismus sei auch ein Bildungsauftrag. „Hier haben wir in den letzten Jahrzehnten viel verschlafen.“ Nicht nur die MINT-Fächer, auch die Demokratie gehörten in den Schulunterricht. Eines müsse man allen sagen, die rechtsextremen Parteien bei Wahlen eine Stimme geben: „Sie sind verantwortlich für die Politik, die diese Parteien verfolgen.“

(kule angr)