Hexen-Warzen waren der Beweis von Schuld oder Unschuld

Vortrag beim Wissenschaftlichen Verein in Mönchengladbach

Mönchengladbach · Die Verfolgungen am Ende des 15. Jahrhunderts waren begleitet von skurrilen Tests wie Kaltwasser- und Nadelproben. Peter Arnold Heuser gab einen tiefen Einblick in „Hexenhammer“ und Gerüchteküchen.

Peter-Arnold Heuser erzählte viel zu den Hexenverfolgungen. Foto: Markus Rick (rick)

Der Vorstand des Wissenschaftlichen Vereins Mönchengladbach hatte eingeladen, und der Vorsitzende Ludolf Kolsdorf konnte rund drei Dutzend Interessierte im Haus Erholung begrüßen. Der Referent war Peter Arnold Heuser. Das Thema klang etwas sperrig, war aber sehr interessant: „Zwischen Ordalienmentalität und experimentellem Denken. Hexenproben (Wasserprobe, Stigmaprobe) im frühneuzeitlichen Kurfürstentum Köln als historische Erkenntnisquellen.“ Heuser arbeitet für das Zentrum für Historische Friedensforschung an der Universität Bonn. Er beleuchtet vor allem die drei Jahrhunderte der europäischen Frühneuzeit zwischen Kolumbus und Französischer Revolution.

Das interessierte Publikum erfuhr, das Hexen nicht im Mittelalter auftraten, sondern ihre Hauptzeit in der frühen Neuzeit hatten. Ende des 15. Jahrhunderts, genauer gesagt 1487, kam der „Hexenhammer“ heraus, ab dem 16. Jahrhundert entwickelte sich die Rechtspraxis. Im Gegensatz zu den Inquisitionsgerichten war hier die geistliche Gerichtsbarkeit zuständig. Die Hexenverfolgungen fanden in ganz Europa in Wellen statt. Forschungen hatten ergeben, dass die Hexenverfolgungen zunahmen, wenn es den Menschen schlecht ging, beispielsweise wegen der „kleinen Eiszeit“, Missernten gekoppelt an die Getreidepreise.

Erst die Zeit der Aufklärung überwindet die Hexenprozesse. Die Nationalsozialisten interessierten sich für das Thema, es wurde ein „Hexensonderkommando“, gegründet auf Initiative von Heinrich Himmler. Der Grund: Man wollte Material gegen die Kirchen sammeln, um sie nach dem „Endsieg“ damit konfrontieren und sie diskreditieren zu können.