So aktuell ist Kants Philosophie heute – Wissenschaftlicher Verein Mönchengladbach

Vortrag in Mönchengladbach So aktuell ist Kants Philosophie heute

Mönchengladbach · Der Wissenschaftliche Verein hatte diese Veranstaltung ganz bewusst ins „Huma“-Gymnasium verlegt. Raphael Gebrecht legte den Schwerpunkt auf den Begriff der Freiheit.

Philosoph Raphael Gebrecht sprach über Freiheit in Kants praktischer Philosophie. Foto: Markus Rick (rick)

Es hat schon einen plausiblen Grund, warum der Wissenschaftliche Verein Mönchengladbach bei seiner jüngsten Vortragsveranstaltung seinem gewohnten Ort Haus Erholung untreu geworden ist. „Wir haben eine Kooperation mit dem Stiftisch-Humanistischen Gymnasium im Bereich Philosophie“, erläuterte der Vereinsvorsitzende Ludolf Kolsdorf den Wechsel ins „Huma“. So lag es auf der Hand, dass Raphael Gebrecht seine Ausführungen zu „Freiheit, Sittlichkeit und natürliche Determination in Kants praktischer Philosophie“ der interessierten Zuhörerschar in der Aula des Gymnasiums vorstellte. Manch einer räumte nach dem Vortrag des Philosophen ein, dass es nicht gerade „leichte Kost“ war, die es zu verinnerlichen galt. Davon hatten sich am Vormittag die Schüler überzeugen können, mit denen Gebrecht im Philosophie-Unterricht über das Thema diskutierte.

Den Kontakt hatte Bernhard Blau, Lehrer am Huma, hergestellt. Er lernte Gebrecht als Dozent am Institut für Philosophie an der Universität in Bonn kennen, als er dort ein Seminar über Kant und dessen Philosophie belegt hatte. Man komme nicht an Kant vorbei, wenn man sich mit Philosophie beschäftige und man komme nicht an Gebrecht vorbei, wenn man sich mit Kant auseinandersetze, meinte Blau, der von sich selbst sagte „im gesetzten Alter“ ein Studium begonnen zu haben und dabei auf den „werten Dozenten“ gestoßen zu sein.

Immanuel Kant werde auch 300 Jahre nach seiner Geburt als ein unverzichtbarer Klassiker der Aufklärung bezeichnet, dessen Aktualität kaum höher eingeschätzt werden kann als jetzt. Sein großes Verdienst war es, die Theorie mit der Praxis zu verknüpfen und die Philosophie als Bestandteil des tatsächlichen Lebens zu werten. Was ist die Freiheit überhaupt? Ist sie endlich oder unendlich? Ist sie Teil der Natur oder ist sie eine Willensbekundung eines jeden Einzelnen? Wie frei kann ein Mensch sein, wenn er in seinem Handeln Regeln und Gesetzmäßigkeiten unterliegt, die zum einen zwangsläufig gegeben sind, zum anderen aber geschaffenen Ordnungsprinzipien folgen müssen?

Das heutige Verständnis von Moral, Recht und Demokratie begründet sich zum großen Teil auf Kants Begriff der menschlichen Freiheit. Zugleich hat Kant den Freiheitsbegriff auch auf eine Art und Weise konzipiert, die mit einem naturwissenschaftlichen Weltbild kausalmechanischer Prägung vereinbar ist. Ist es noch Freiheit, wenn ein Ehebrecher ein fürs andere Mal seine Frau betrügt mit dem Argument, er könne nicht anders, es liege in seiner Natur? Sich zu entscheiden, liegt in seiner Freiheit, nicht zu betrügen, wäre auch eine freie Entscheidung. Insofern könne Freiheit nicht losgelöst betrachtet werden. In dem Spannungsfeld zwischen der Freiheit als „naturgegebener Ursache“, als Zufall oder als notwendiges, unvermeidliches Ereignis bewegt sich die Diskussion und sie führt letztendlich zum kategorischen Imperativ, der für Kant das grundlegende Prinzip moralischen Handelns ist. Auch daran lasse sich Freiheit messen.

Um zu entscheiden, ob eine Handlung moralisch ist, solle geprüft werden, ob sie einem Leitsatz folgt, der für alle jederzeit ausnahmslos akzeptabel ist und ob alle betroffenen Personen nicht als bloßes Mittel zu einem anderen Zweck behandelt werden. „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Das gelte auch für die Freiheit eines jeden Einzelnen.

Quelle: RP

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