Professorin Fruth referiert über Affen – „Ohne Bonobos wäre der Urwald leerer“

Mönchengladbach · Der Wissenschaftliche Verein bot seinen Zuhörern einen besonderen Vortrag. Die Forscherin Fruth verriet, wie die Tiere im Regenwald leben.


Professorin Barbara Fruth trifft die Bonobos hautnaht im kongolesischen Regenwald.
Foto: Markus Rick (rick)

Von Kurt Lehmkuhl

Vom nass-kalten Niederrhein in den kongolesischen Regenwald entführte Professorin Barbara Fluth bei ihrem kurzweiligen Vortrag über die Bonobos. Auf Einladung des Wissenschaftlichen Vereins referierte die Biologin über das Verhalten und die Ökologie von Bonobos, einer Affenart, die es nur in einem räumlichen umgrenzten Raum in der Volksrepublik Kongo gibt und die erst in den 1920er Jahren als eigenständige Art definiert wurde. Bis dahin waren die Bonobos als Unterart der Schimpansen angesehen worden.

Seit 1970 wird die bedrohte Art, von der rund 15.000 bis 20.000 Tiere leben, in ihrer natürlichen Umwelt beobachtet. Seit 30 Jahren engagieren sich Fluth und ihr Ehemann Gottfried Hohmann im Kongo und haben neben der Arbeit im Forschungsprojekt des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologe in Konstanz den Verein „Bonobo Alive“ gegründet.

Ob Bonobos tatsächlich den Regenwald retten können, wie der Vereinsvorsitzende Ludolf Kolsdorf in seiner Begrüßung fragte, blieb ohne klare Antwort. Brandrodungen zum Gewinn von Ackerflächen reduzieren den Lebensraum der Affen, die neben den Schimpansen den Menschen am ähnlichsten sind. In vielen Dingen gleichen sie den größeren Schimpansen, wie etwa dem Leben in Kommunen. In anderen Dingen gibt es gravierende Unterschiede, wie etwa in der Mutter-Sohn-Bindung oder der Friedfertigkeit der Bonobos. Wilderer reduzieren den Bestand übermäßig, die Jagd der Einheimischen bei der Nahrungssuche hingegen ist „nachhaltig“ und würde den Bestand nicht zerstören.

Es vergehe kein Tag, an dem die Bonobos nicht von den Forschern beobachtet würden, sagt Fluth. Lange habe es gedauert, bis die Affen die unbekannten Zweibeiner als ungefährlich akzeptierten und sie sich nicht mehr von ihnen beeindrucken ließen. Zwei Kommunen mit Dutzenden Tieren sind inzwischen Forschungsobjekte des Langzeitprojekts geworden.
Neben der sozialen Struktur mit der Gleichrangigkeit von weiblichen und männlichen Tieren und dem friedfertigen Umgang interessiert ihre Bedeutung für die Ökologie. „Ohne Bonobos wäre der Urwald leerer.“ Ebenso wie die fast ausgerotteten Elefanten sind die Affen ursächlich für die Biodiversität von Fauna und Flora. Sie übertragen den Samen. Ohne sie würden weniger Pflanzen wachsen und die Vielfalt verloren gehen. „Nach den Elefanten werden die Bonobos die nächsten sein, die verschwinden“, sagt Fluth wissenschaftlich-nüchtern. Sie setzt alles daran, den Verlust zu verhindern, wissend, dass es ein Umdenken bei den Menschen und bei der Landnutzung geben muss. Viele Bereiche des Lebensraums der Bonobos südlich des Kongo-Flusses stehen unter Naturschutz. Die Schutzfläche auszudehnen, ist ein Anliegen von Bonobo Alive.

Quelle: RP

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