Braucht die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts das Theater?

Die Phantasie hilft, den Blick zu verändern

Nein, einen Beitrag zur konkreten Situation an bundesdeutschen Theater möchte er nicht leisten. Und auch die Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach (VSB) weitestgehend außen vor lassen. Jens Pesel ‑seit der Spielzeit 1996/97 Generalintendant der VSB ‑, will in seinem Vortrag „Braucht die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts das Theater“, den er heute Abend auf Einladung des Wissenschaftlichen Vereins hält, die Wechselwirkung von aktuellen Strömungen in der Gesellschaft und dem Theater beleuchten. In einer Zeit, in der das Individuum ständig mit einer kaum zu erfassenden Bilder‑ und Informationsflut überschüttet wird, ist es für viele Menschen immer schwieriger, sich zu orientieren. „Das Theater ist wie alle anderen Künste in der Lage Wahrnehmung zu schulen. Das ist in der heutigen Zeit ganz besonders wichtig“, betont Jens Pesel.

Aber nicht nur bei der persönlichen Neuorientierung in Sachen Ästhetik und sozialer Verantwortung kann das Theater seiner Meinung nach Hilfestellung leisten, sondern auch bei Entscheidungen im gesellschaftspolitischen Raum. „Heute werden Probleme mit zu wenig Phantasie angegangen. Das Theater macht Mut für Entwürfe der anderen Art“, so der Generalintendant der VSB.

Nicht erst seit der Pisa‑Studie und ihren Ergebnissen kommen auf diejenigen, die im Theaterbetrieb in erster Linie mit Jugendlichen arbeiten, zusätzliche Aufgaben zu. „Das Theater ist ein psychosozialer Reparaturbetrieb. Was in den Schulen und Familien nicht mehr geleistet werden kann, landet bei uns“, beobachtet Jens Pesel.

Generalintendant Jens Pesel: „Braucht die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts das Theater?«