„Wir greifen heute nach den Sternen“, sagte Ludolf Kolsdorf, der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Vereins, als er im Haus Erholung Privatdozent Markus Röllig zu dessen Vortrag „Orion unter der Lupe – James Webb auf der Suche nach jungen Sternen“ begrüßte. Im gut gefüllten Saal faszinierte der Wissenschaftliche Direktor am Physikalischen Verein Frankfurt sowohl mit seinen Informationen über das James-Webb-Space-Teleskop als auch über seine Erkenntnisse aus der Beschaffenheit des Orion-Nebels, dessen „komplexe Region nur 1200 Lichtjahre entfernt ist“.
Dank des Teleskops der NASA , das die nächste Ära der Infrarotastronomie einläutet, gewinnen Astronomen einen bisher unerreichten Einblick in die Geheimnisse des Universums. Durch das Infrarotlicht kann auch die Tiefe des Orion-Nebels und der Weltraum dahinter erfasst werden. Rund zehn Milliarden Dollar hat sich die NASA das modernste Weltraumteleskop kosten lassen, „da muss viel Wissenschaft herauskommen“, so Röllig.
Konstruktion, Aufbau und Arbeitsweise des Teleskops versetzten die Zuhörer in Staunen. Mit der Größe eines Tennisplatzes und eines Spiegels von 6,5 Metern ist das Gerät im Prinzip zu groß für den Transport im Lagerraum einer Rakete, die in den Weltraum fliegt. Die Raffinesse, wie der Spiegel zusammengeklappt und die Sonnensegel gefaltet wurden, damit sie in den Lagerraum passen und zugleich in der Lage sind, sich automatisch am Zielort zu öffnen, verblüfft.
Nach dem Start ins All dauerte es Monate, ehe es im Juli 2022 die ersten Daten gab. „In der Astronomie können wir keine wissenschaftlichen Experimente konstruieren wie auf der Erde “, so der Forscher, der sich mit physikalischen und chemischen Prozessen im interstellaren Medium beschäftigt und herausfinden will, wie diese mit der Entstehung von Sternen zusammenhängen. Zur Verfügung stehen ihm im Prinzip nur die Infrarotmessungen dank des James-Webb-Space-Teleskops, wenn er sich auf den „Balken“ im Orion-Nebel konzentriert. Selbst in diesem minimalen Bereich gibt es eine Größenordnung, die unvorstellbar erscheint. Das eigene Sonnensystem ist dabei nicht größer als ein Staubkörnchen. Die Bilder aus dem All sind im Prinzip schwarz-weiß. Durch die unterschiedlichen Wellenlängen der Infrarotstrahlung lassen sich Farben definieren, die die Aufnahmen bunt erscheinen lassen.
Auch jeder Mensch sendet Infrarotstrahlung aus. Das Wissen von dieser Strahlung lässt sich für die Forschung im All nutzen. Geschwindigkeit, Hitze, Kompression lassen Materie entstehen und zerstören sie. Die Forschung hat Nutzen: „Wir können lernen, wie Chemie funktioniert“, sagt Röllig. „Wir bekommen Rückschlüsse, wie unser Sonnensystem entstanden ist oder wie neue Planeten entstehen können.“