Foto: Detlef Ilgner (ilg)
Mönchengladbach
Vor drei Jahren sprach er so passioniert über Stephen Hawking, dass sich junge Menschen dem Wissenschaftlichen Verein angeschlossen haben. Jetzt brillierte Joachim Blome wieder im Vortrag über den geistigen Vater des Urknalls.
Von Angela Wilms-Adrians
„Es werde Licht“ überschrieb Georges Lemaitre in Anlehnung an die Genesis seine erste geistige Schrift. Im Verweis auf den Autor wählte Professor Hans Joachim Blome eben diese Worte für seinen Vortrag über den belgischen Theologen und Physiker. Auf Einladung des Wissenschaftlichen Vereins Mönchengladbach stellte der Referent im Haus Erholung den Mann vor, der mit seinem Ansatz vom 9. Mai 1931 als Begründer der Urknall-Theorie gilt.
In der Begrüßung des Astrophysikers berichtete Vorsitzender Ludolf Kolsdorf, der Gastredner habe drei Jahre zuvor mit einem Vortrag über Stephen Hawking junge Zuhörer derart begeistert, dass sie sich dem Verein angeschlossen hätten. Auch dieses Mal beeindruckte Blome, sein Vortrag war in der mitreißenden Darstellung auch ein Plädoyer für den Wert erkenntnisorientierter Forschung.
Blome würdigte Lemaitre als klugen und brillanten Kopf, der „katholischer Priester aus Überzeugung“ und im „Herzen ein kluger Physiker“ gewesen sei. Lemaitre sei überzeugt gewesen, die Bibel sei nicht wortwörtlich zu verstehen, aber ernst zu nehmen. Blome berichtete, wie Lemaitre die These aufstellte, dass der Kosmos aus einem Uratom mit einer hohen Energiekonzentration entstanden, nicht statisch sei und expandiere. Die Berechnungen dazu habe der Belgier früh aufgestellt und aufgeschrieben.
Doch es habe 65 Jahre gedauert, bis dessen These verifiziert wurde. Lemaitre habe seine Gedanken erstmals in französischer Sprache publiziert und sei kaum wahrgenommen worden. Einstein habe die Theorie zunächst nicht nachvollziehen können und dem Belgier bescheinigt, dass dieser sicherlich gut rechnen könne, aber sein Verständnis von Physik scheußlich sei. Zehn Jahre habe es gedauert, bis der Nobelpreisträger seine Einstellung korrigierte.
Der Astrophysiker Fred Hoyle habe Lemaitres These vom Urknall mit dem Begriff der „Big Bang-Theorie“ sprachlich desavouieren wollen. „Das war ein Tritt vor Lemaitres Schienbein“, so Blome. Der Amerikaner Edwin Hubble galt zunächst als Entdecker der Erkenntnis vom Wachstum des Universums, obwohl Lemaitre ihm darin zuvorgekommen war. Später aber seien dessen Leistungen erkannt und gewürdigt worden. Papst Pius XII. wertete die Urknall-Theorie als Gottesbeweis. Doch nach Gesprächen mit Astronomen habe das Kirchenoberhaupt diese Strategie nicht mehr verwendet. Lemaitre habe einmal gesagt, er habe zu viel Ehrfurcht vor Gott, um aus ihm eine Hypothese zu machen, so Blome.
Quelle: RP (18.12.2021)