Wie Mikroplastik in Textilien wirkt

Hochschul-Professorin Maike Rabe sprach beim Wissenschaftlichen Verein über das Problem von Textilemissionen an der Umweltverschmutzung – und was Verbraucher dagegen tun können.

Prof. Maike Rabe sprach im Haus Erholung über textiles Mikroplastik und Lösungsansätze zu dem Problem. Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Auf dem Weg zum Haus Erholung hätten Autofahrer durch den Reifenabtrieb Mikroplastik emittiert. Mit diesem Hinweis machte Professor Maike Rabe bewusst, wie präsent die Partikel im Alltag sind. Sie gelangen aus verschiedenen Quellen in Flüsse, Seen und Meere, wo sie lebende Organismen schädigen. An dieser Umweltverschmutzung haben Textilemissionen ihren Anteil: Ein Großteil der Bekleidung besteht aus Synthesefasern, wie zum Beispiel Polyester.

Auf Einladung des Wissenschaftlichen Vereins referierte die Leiterin des Forschungsinstituts für Textil und Bekleidung an der Hochschule Niederrhein zum Thema „Textiles Mikroplastik. Quellen, Senken, Lösungsansätze“. Rabe berichtete vom TextileMission-Projekt, an dem die Hochschule als eine von neun Organisationen beteiligt war mit dem Ziel, die Umweltbelastung besser zu verstehen und zu mindern. Die Hochschule habe sich für die Textilwirtschaft bei der Quellensuche positioniert. Das Projekt konzentrierte sich auf Sport- und Outdoorbekleidung und damit auf Konsumenten mit üblicherweise größerem Interesse am Umweltschutz.

Als faserförmiges Mikroplastik bezeichnete die Referentin Partikel mit einer Länge von weniger als fünf Millimetern. Diese gelangen bei Produktion, Pflege, Nutzung und Entsorgung in die Umwelt. Es gebe nicht genügend Rohstoffe, um allein damit den Bedarf an Textilien zu decken. „Wir werden Plastik nicht los“, so Rabe. Sie führte aus, wie die Höhe der Emissionen von verschiedenen Faktoren abhängt. Ausschlaggebend sind zum Beispiel Fasertyp, Art und Qualität der textilen Fläche. Da die meisten Textilien außerhalb europäischer Länder hergestellt werden, reiche es nicht, hier nationale Lösungen zu finden. Auch das Waschen von Textilien erzeugt Emissionen. Hier spielen zum Beispiel Waschprogramm, Waschmaschinentyp und Waschmittel eine Rolle. Auffallend seien die hohen Emissionswerte bei den ersten Waschvorgängen. Daher gebe es Überlegungen, erste Wäschen vor dem Verkauf durchzuführen und die Umweltbelastung durch Emissionen über effektive Kläranlagen zu minimieren. Rückstände von Mikrofasern würden in hiesigen Kläranlagen zu 95 Prozent zurückgehalten, doch die meisten Produzentenländer hätten solche Kläranlagen nicht. Rabe empfahl als Beitrag zum Umweltschutz, Textilien möglichst wenig zu waschen und nur in gut befüllter Waschmaschine. Im Verhältnis zur Waschmaschine verdoppele bis verdreifache der Trockner den Wert von Emissionen. Im Blick auf die Zuhörer lobte Rabe: „Sie sehen aus, als ob Sie nicht zur Fast Fashion-Klientel gehören“. Auch diese Einstellung sei Beitrag zum Umweltschutz.

Quelle: RP (29.April 2022)